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      2 · Klartext!


Aus einem eben solchen Gefühl heraus drückte er ihr einfach ein spontanes Küsschen auf die Stirn.
Und siehe da: Die kleine ehrliche Geste hatte mehr Macht als alle unsinnigen Indianerehrenworte auf der Welt.

»Auch Schwamm drüber! Okay?«, bot Kiro ihr an. – Sie nickte sichtlich erleichtert. »Aber was du meinen Eltern mit diesem Schüleraustausch weis gemacht hast, solltest du mir schon noch sagen.«

»Die Idee hab ich daraus!« Sie deutete stolz auf eines der Mangabücher auf seinem Schreibtisch. »War reiner Zufall. Ich konnte doch mit der ganzen Aufregung nich schlafen. Da hab ich die da angeguckt.«

Kiro fischte sich das oberste Buch vom Tisch und brauchte nur das Cover sehen, damit ihm alles klar wurde. »Dein Ernst? Du bist also eine japanische Austauschschülerin? Und das haben sie dir abgekauft? Na gut. Und wie hast du ihnen erklärt, dass du Sonntagnachts hier ankommst?«

»Hab den Flieger am Freitag verpasst.«

Er musste lachen. »Alles klar. Die restliche Schuld hab ich ja schon bekommen. Und wie war das mit dem Gepäck?«

»Das geht nich auf meine Kappe! Helena hat mich gefragt, ob ich mein Gepäck verloren hab, weil ich ja in deinem Pulli rumlauf. Dann hat dein Papa gesagt: ›Jaja, die Flughäfen. Das kenn' ich von meinen Dienstreisen. Die haben doch letztens auch meinen Koffer, mit Laptops und Kabeln, in der Unterdruckkammer sprengen wollen.‹ Dann hat deine Mama gelacht, dann hab ich gesagt, dass die meinen Koffer bestimmt auch in die Luft gesprengt haben, dann hat dein Papa gelacht, dann habe ich auch gelacht und tadaaa, alles war geklärt.«

Kiro brach jetzt vor Lachen zusammen. Wie schnell und humorlos sie diese Anekdote vortrug und mit welcher naiven Gelassenheit, war zu viel für ihn. »Na toll ... jetzt hab ich ... hab ich Bauchschmerzen.« Die weiteren Lachanfälle waren nur schwer zu unterdrücken. Zu viele Bilder im Kopf. – Von den ungläubigen Gesichtsausdrücken seiner Eltern, während der Witzbold ihnen das haargenau so erzählte. – Der nächste Anfall. – Bilder, wie ein Typ in Flughafenuniform einen großen Hebel nach unten drückt und ein winziger, pinker Hello-Kitty-Koffer in einem gewaltigen Atompilz verdampfte; die kleine Neko im Vordergrund, die sich auf und ab hüpfend darüber freute; ›Huiii!‹. – Der dritte Lachanfall.

»Hör auf, mich auszulachen! Is auch nich besser als ausschimpfen!« Neko schubste Kiro, der vor ihr auf dem Bett kniete, mit aller Kraft um. Er landete in den noch intakten Kissen und hielt sich, noch im letzten abklingenden Anfall von Belustigung, den Bauch. Ihn hatte lange niemand mehr so zum Lachen gebracht. »Bist du fertig?« Sie blickte ihn so streng an, wie sie konnte.

»Ja, ... glaub' ich. Bitte erzähl einfach weiter.« Er wischte sich die Freudentränen aus den Augenwinkeln, blieb aber völlig entkräftet liegen.

Die Erzählerin konnte endlich weiterreden. »Das wär alles gar nich passiert, wenn du nur einen blassen Schimmer hättest, was du eigentlich bist! Ich hab heut Nacht lange drüber nachgedacht, warum das hier alles mit mir passiert. Erst dachte ich, dass du ein einfacher Somniator bist. Dann hab ich wieder dran gezweifelt, weil du anscheinend viel zu blöd bist.« – Kiro ließ es über sich ergehen – »Dann is mir das hier wieder eingefallen.«
Sie zog etwas aus der Pullovertasche, das wie eine Tannennadel aussah.

»Was ist das?«

»Das is der Rest von dem Blättchen, was sich gestern in deinen Haaren verfangen hatte. Mir isses gleich aufgefallen, weil's so geleuchtet hat.
Bei meiner Landung bin ich doch durch den Baum gekracht. Da, wo du gekritzelt hast. Dabei muss was von meinem Staub dran hängen geblieben sein, glaub ich. Kann schon ma passieren, wenn man noch keinen Körper hat.« Sie grinste unschuldig und kratzte sich dabei verlegen am Hinterkopf. »Also hab ich gewartet, bis du schläfst, damit ich mein Experiment mit dir machen konnte. Ich habe ...«

»Was hast du?«, unterbrach er sie irritiert. Ihr schelmisches Grinsen ließ ihn nichts Gutes ahnen.

»Das will ich dir doch erzääähln! Quatsch nich immer dazwischen!
Als du friedlich geschnarcht hast« – auch das ließ er peinlich berührt über sich ergehen – »hab ich dir das Staubblättchen weggenommen und dann hab ich dir ... ins Auge gepikst! Muhahaaa! Sie ahmte ein unheimliches Lachen nach.

Wenn es nur am Staub gelegen hätte, hättest du das gar nich wahrnehmen können. Hast du aber. In der Sache sind wir jetz übrigens quitt!« Sie rieb sich demonstrativ das Auge. »Wenn ein Mensch mit dem Staub in Berührung kommt, kann er nämlich die reale Welt sehen und nich nur das, was er sehen soll! Deswegen is es uns verboten, euch was abzugeben.«

»Ist dieser ›Staub‹ dasselbe wie dein Stella-Dings von Gestern?«

»Genau. Stella-Umbra oder Stern-Schatten nannten es die Alten früher. Oder eben einfach: Staub. Is das Gleiche. Viel mehr weiß ich darüber aber nich. – Du-u? Kiro?«

»Was ist denn?«

»Naja ... Ich muss mal«, druckste Neko verlegen rum.

»Dann geh halt auf die Toilette! Oder weißt du nicht, wie das geht?«

Mit einem »Ich bin doch nich blöd.« sprang sie vom Bett und spurtete ins Badezimmer.

– Warum müssen kleine Kinder eigentlich immer erst diese Information mitteilen, anstatt einfach zu gehen? –


* * *


Als Neko wieder ins Zimmer kam, war Kiro nicht da. Sie hörte ihn aber in der Küche herumklimpern.

»Ich hol bloß schnell was. Bin gleich wieder da«, rief er laut.

Nach kurzer Zeit kam auch er wieder ins Zimmer. Er stellte ein Tablett zwischen die Unordnung auf seinem Schreibtisch, nahm ein Glas Eistee davon und hielt es ihr hin. Neko reckte ihren Hals allerdings, um am Glas vorbeizuspicken. Sie hatte, schon als er reinkam, den Teller mit Schokoladenkeksen erspäht. Kiro, der bekanntlich Wünsche von den Augen abzulesen vermochte, tauschte das Glas gegen den Teller, den sie ihm sofort abnahm.

Mit den Keksen auf dem Schoß, und zwei bis drei davon in jeder Hand, machte sie sich bereit, weiterzuerzählen. Kiro schmiss derweil das verbrannte Kissen vom Bett und machte es sich neben dem Krümelmonster bequem.

»Wo war ich? Ach ja! Deswegen dürfen wir keinem Menschen was von dem Staub geben. Wir sollen ja schließlich unsichtbar bleiben. Darum hat auch jeder von uns den Sekundärauftrag, euch den wegzunehmen, wenn wir was davon finden. Ich behalte den meistens für mich. Kann man immer gut gebrauchen. Was der Herr nich weiß, macht ihn nich heiß!« – Da war die Grinsekatze wieder – »Allerdings is das nich immer machbar. Es gibt nämlich ganz besondere Staub-Dingsis! Die Kerne!«

»Ja, die hast du schon öfter erwähnt.«

»Kann sein. Die Kerne sind schon von Anfang an da. Sie sind eigentlich auch nur Staub, aber ganz anders. Normalen Staub gibt es wie ... wie Krümel in Keksen! Irgendwie bestehen Kekse ja nur aus Krümeln.«
Sie betrachtete sich eines der Gebäckstücke in ihrer Hand. Für Kiro sah sie dabei aus wie eine kleine Wissenschaftlerin – eine Keksologin.
Dann knusperte sie erstmal die eine Hand leer.
»Lecker! Ja, gaaanz viel Staubkrümel. Und das hier« – sie zeigte auf ein kleines Schokostückchen – »ist wie die Kerne. Es gibt davon nur wenig. Ganz-ganz wenig! Ja? Sie sind was ganz Besonderes. Denn am Anfang von Allem gab es zuerst nur die Kekse. – Schoko... Äääh, ich meine, Kerne!« Um sich nicht weiter von den Köstlichkeiten ablenken zu lassen, mampfte sie schnell noch die andere Hand leer.
»Jeder von den Kernen hat bestimmte Eigenschaften. Sie wirken aber auf alle Lebensformen anders! Kann man vorher nie so genau sagen.
Bei euch Menschen zum Beispiel lösen sie aus, dass ihr ... dass ihr was ganz doll könnt.«

»Sowas wie eine Gabe? Oder Talent?«

»Ja, genau. Im Gegensatz zu dem normalen Krümelstaub, kann man aber die alten Kerne nich einfach so aufnehmen. Und sie auch nicht mehr so einfach loswerden!«

»Warum sollte man ein Talent denn auch wieder loswerden wollen?«, warf der Skeptiker ein.

»Weil ihr Menschlein ziemlich schwach seid!« Sie tippte Kiro an die Stirn. »Stell dir mal vor, du hättest die Gabe des Hörens. Du würdest ständig alle Gedanken, Gefühle und Ängste der Menschen um dich herum hören. Und der Tiere! Dann fängst du nämlich irgendwann an, bekloppt zu werden. Dann sitzt du in einer Ecke, mit dem Daumen im Mund, den Teddy im Arm und wippst hin und her. Dann kommt das Schreien. Und am Ende bringt sich immer jeder um! Ich hab's schon oft gesehen, glaub mir!«

»Du hast recht«, gab Kiro kleinlaut zu. Auch ohne Gedankenlesen fühlte er sich manchmal so.

»Ich weiß.«

»Und ich habe so einen Kern, meinst du?«

»Hm. Nach dem Ergebnis meines Experiments, ja. Aber irgendwas stimmt nich. Ich hab ja schon gesagt, dass man den Kern auch nich einfach so bekommt. Also man kann ihn nicht finden und aufnehmen. Man wird irgendwie um ihn herum geboren. Anders kann ich das nich beschreiben. Man hat ihn also, oder hat ihn nich. Ganz einfach. Nur sollte der Kern eigentlich mit seinem Träger wachsen. Umso mehr der Besitzer lernt, wenn es was mit der jeweiligen Gabe zu tun hat, umso größer und stärker wird normalerweise auch der Kern. Bei dir ... Wie alt bist du eigentlich?

»Sechzehn.«

»Ja, deiner sollte schon weit größer sein! Dein kleines Winz-Ding is sooo itzi-bitzi-klein.« – sie untermalte ihre Ausführungen mit einer Geste, indem sie Daumen und Zeigefinger ziemlich nah zusammen hielt – »so klein, dass ich ihn fast gar nich spüren konnte.«

Kiro musste sich sehr zusammenreißen, durch seine pubertären, zweideutigen Gedanken, nicht rot anzulaufen. »Ein Glück, kann sie meine Gedanken nicht lesen«, dachte er und wollte sich unauffällig die Decke bis über die Gürtellinie ziehen – ganz unauffällig langsam.

»Den mein ich nich! Du Ferkel!«, kullerte sie mit den Augen.

»Kannst du etwa doch Gedanken lesen?«, fragte er sie mit einem Gesichtsausdruck, als hätte er einen Geist gesehen.

»Nich mehr als du. Jungs in deinem Alter sind nur viel zu einfach zu durchschauen. Übrigens: rot steht dir ziemlich gut.« Sie fing an, ihn triumphierend auszulachen.

Der arme Kiro zog sich jetzt die Decke bis über den Kopf. »Ha-ha. Sehr lustig«, murmelte er durch die Daunen. »Erzähl lieber weiter!«

»Was willst du denn noch wissen?«

»Keine Ahnung. Wie alt bist du denn?«

»Spielt doch keine Rolle. Außerdem fragt man das eine Dame nich!«

»Dame?« Er streckte den Kopf wieder unter der Decke hervor. »Hab ich was verpasst? Und was hättest du meiner Mutter vorhin gesagt, als sie dich gefragt hat?«

»Oh.« Jetzt war Neko die ertappte. »Hast ja Recht. Eins zu eins. Hatte ich mir noch nich überlegt. Wie alt würdest du mich denn schätzen?
In Menschen-Jahren.«

»Du drehst jetzt aber auch jeden Spieß um, oder? Ich hasse dieses Spielchen eigentlich. Aber du bist wohl die Einzige auf dem Planeten, bei der das wirklich nötig ist.« Dann fing er an, sie von oben bis unten zu mustern. – Ihm fiel auf, dass er sie zum ersten Mal so lange ansehen konnte.

Ihr schienen seine Blicke zu gefallen. Sie setzte sich ganz aufrecht hin und drehte ihren Oberkörper nach links und rechts. Dann hob sie das Kinn, was sie ziemlich hochnäsig aussehen ließ und drehte auch den Kopf von einem Profil ins andere.
»Na? Gefall ich dir?«, grinste sie.

»Darum geht es doch jetzt nicht!«

»Na und? Kann ich doch trotzdem fragen!«

»Und ich kann dir trotzdem einfach nicht antworten!«

»Wirst du sonst wieder rot?«

»Hör auf mich zu ärgern! Ich überlege grade!«

»Du stänkerst doch!«

»Klappe zu, Zickchen!« Er studierte ihre Erscheinung weiter.

»Schon fertig mit denken, du Spanner?«

»Wer posiert denn hier rum?!«

»Zwei zu eins für dich!«, gab Neko ungern zu.

»Und wenn du's unbedingt wissen willst: Ja, du bist wirklich hübsch«, folgte Kiro einem spontanen Bauchgefühl, das ihn unvermittelt auch zu etwas anderem verleitete. Er strich ihr, mit zärtlicher Schüchternheit, die langen Haare hinters Ohr. Doch als er damit, ganz nebenbei, Nekos Hals freigelegt hatte, entdeckte er etwas Merkwürdiges, das ihn neugierig machte. Völlig unbewusst bewegte er seine Hand von ihrem Ohr ganz langsam zu ihrem Nacken. Einen Finger in den Kragen des Pullovers gehakt, zog er nun ganz sacht daran. Seine Augen fokussierten jeden neuen Millimeter dessen, was ihn unaufhaltsam immer weiter in den Bann zog.

Eine schallende Ohrfeige verbot ihm jeden weiteren Blick.
Und die saß diesmal richtig!
Als Kiro seinen Kopf wieder Richtung Neko drehte, sah er sie, noch selbst erschrocken, mit beiden Händen vor ihrem Mund und weit aufgerissenen Augen. – Im nächsten Moment fiel sie ihm ohne Vorwarnung um den Hals.

»Es tut mir leid! Bitte-bitte! Es tut mir leid! Es tut mir leid!«

Der Junge, der gerade nur tanzende Fünkchen sah und anfing süßes Eisen zu schmecken, hatte wieder ein seltsames Bauchgefühl.
Nur eines. – Dafür das wahrscheinlich intensivste seines jungen Lebens.
Das Geheimnis, das er diesem Mädchen von ihrer Haut stahl, sollte ihn für immer verändern. Doch das konnte er noch nicht wissen.
Er jagte seinen eigenen Schmerz davon; sah gar keine Berechtigung mehr, ihn überhaupt fühlen zu dürfen; traute es sich jetzt nicht mehr. Würde es sich, ihr gegenüber, vielleicht nie wieder trauen.
Nicht, nach dem, was er gesehen hatte.

Er nahm seine Neko in den Arm.
Er drückte sie, so fest er konnte.
Er fing bitterlich zu weinen an.

»Dir braucht von jetzt an nichts mehr leidtun!«

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